Donnerstag, 16. Juli 2015

Frankreichs Wälder und der Klimawandel

Frankreichs Wälder und der Klimawandel 


Wald im Department Aude in Südwestfrankreich; Bild: France écotours

Mit über 15 Millionen Hektar Waldfläche besitzt Frankreich nach Schweden und Finnland das drittgrößte Waldgebiet Europas. Als grüne Lunge, Erholungsgebiet und wirtschaftlicher Ertagsraum kommt dem Wald dabei eine ganz besondere Rolle zu. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels steigt seine Bedeutung als CO2-Speicher und damit als Puffer für die Erderwärmung. Andererseits ist der Wald zunehmend selbst von den Folgen des Klimawandels betroffen. Auch wenn die Art und das Ausmaß dieser Folgen heute noch schwer abzuschätzen sind, so steht doch fest, dass sich der französische Wald in den nächsten Jahren aufgrund von steigendem CO2-Ausstoß, Temperaturanstieg und Wassermangel merklich verändern wird. 


Französische Wälder im Wandel

In Frankreichs Wäldern zählt man heute 136 verschiedene Baumarten. Dieser Artenreichtum spiegelt die landschaftliche und klimatische Vielfalt des Landes sowie die traditionellen Nutzungsformen in den unterschiedlichen Regionen wieder. Der gemäßigter Mischwald besteht dabei vorwiegend aus Laubbäumen, die rund 66% der forstwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen.

Im Laufe der Zeit hat sich der französische Wald in seiner Ausdehnung und Zusammensetzung immer wieder verändert. Nachdem er sich nach der letzten Eiszeit allmählich wieder im ganzen Land ausgebreitet hatte, war in den vergangenen Jahrhunderten ein starker Rückgang durch Rodung, industrielle Revolution, Kriege und Epidemien zu beobachten. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, den Wald durch Umdenken und forstwirtschaftliche Regelierungen langsam wieder aufzuforsten und zu stabilisieren.

Veränderungen durch den Klimawandel

Daneben wird das Wachstum und die Zusammensetzung der französischen Wälder durch eine Reihe von klimatischen und Umweltfaktoren beeinflusst. Dies konnte man besonders gut in den 1970er und 80er Jahren feststellen, als saurer Regen zu einer gefährlichen Verschlechterung der Nadeln von Tannen und Fichten in den französischen Bergregionen führte. Auch der Klimawandel bringt erhebliche und sehr vielfältige Veränderungen für den Wald mit sich. Einerseits begünstigt der steigende CO2-Gehalt der Atmosfäre das Wachstum der Bäume; andererseits stellen extreme Wetterphänomene wie ausgedehnt Hitzeperioden und Dürren eine Gefahr für viele Baumarten dar.
Ob sich der Klimawandel insgesamt positiv oder negativ auf die französischen Wälder auswirkt, lässt sich nicht pauschal sagen. Fest steht jedoch, dass die verschiedenen Baumarten sehr unterschiedlich auf die klimatische und Umweltveränderungen reagieren, so dass in jedem Fall eine Verschiebung in der Vegetation zu beobachten sein wird. Und da diese auch Grundlage für das Überleben der Tiere im Wald ist, muss auch mit einer Veränderung in der Tierwelt Frankreichs gerechnet werden.

Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosfäre 

Kohlenstoffdioxid ist die Voraussetzung für Photosynthese, die Grundlage jedes Pflanzenwachsums. Durch den steigenden CO2-Gehalt der Atmosfäre wird folglich die Photosynthese begünstigt und das Baumwachstum angeregt. Und tatsächlich konnte man im Laufe des 20. Jahrhunderts ein beschleunigtes Wachstum der französischen Wäldern feststellen. Neben steigender Produktivität und höheren Erträgen in der Forstwirtschaft bewirkt dies aber auch eine Veränderung in der Dichte der Wälder: während die Laubwälder dichter werden, wachsen die Nadelwälder zunehmend in die Höhe und werden lichter.  


Temperaturanstieg

Der durch den Klimawandel bedingte Temperaturanstieg sorgt dafür, dass viele Arten immer weiter nach Norden und in hörere Lagen vordringen können. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Steineiche. Sie bevorzugt ein warmes Klima mit geringen Termperaturschwankungen und wenigen Kälteperioden unter 10 °C und war bislang ausschließlich im Mittelmeerraum und einer kleinen Region am Atlantik angesiedelt. In den letzten Jahren ist die Steineiche nun aber bis in die Region Aquitaine vorgedrungen und breitet sich langsam in ganz Westfrankreich aus. Und auch in den Bergen erkämpft sich der Wald immer neue Horizonte. So hat sich die Baumgrenze in den französischen Gebirgen zwischen 1965 und 1985 um durchschnittlich 66 Meter nach oben verschoben.
Neben dieser geografischen Ausbreitung führt der Klimawandel auch zu einer Verlängerung der Wachstumsperiode vieler Baumarten und sorgt damit für eine höhere Produktivität und Erträge in der Forstwirtschaft. Allerdings wirken sich die höheren Temperaturen keinesfalls überall und für alle Arten positiv aus. Gerade im Süden des Landes verhindern zu milde Winter das Aufheben der Dormanz der Knospen und können damit zu einem Artenrückgang führen.

Wassermangel und Dürreperioden

Die oben beschriebenen positiven Auswirkungen des Klimawandels auf das Baumwachstum gelten jedoch nur bei ausreichender Wasserversorgung. Gerade bei vielen Arten, die auch in kühleren Gegenden hervorragend wachsen, wie z.B.Fichten, Tannen oder Buchen, wirken sich die höheren Temperaturen und zunehmenden Dürreperioden also eher negativ aus. Wie sich die Niederschläge aufgrund des Klimawandels in Zukunft entwickeln werden, ist leider sehr schwer zu prognositizeren. Schätzungen zufolge wird sich die Niederschlagsmenge zwischen 2020 und 2050 zwar etwas erhöen, die geografische Verteilung ist aber sehr ungewiss und in Verbindung mit einem allgemeinen Temperaturanstieg und der damit einhergehenden stärkeren Verdunstung, werden viele Böden vermutlich immer trockener und Dürreperioden immer häufiger werden. Vor allem im Süden Frankreichs ist bereits jetzte eine deutliche Verlangsamung des Baumwachstums und ein Rückgang des Bestands bei vielen Arten wie z.B. Waldkiefern, Tannnen und Buchen aufgrund von Wassermangel zu beobachten.

Schädlinge und Krankheitserreger

Auch die Verbreitung von Schadinsekten und Krankheitserregern ist stark von klimatischen Gegebenheiten abhängig und scheint vom Klimawandel positiv beeinflusst zu werden. Denn durch die steigenden Temperaturen können sie sich schneller fortpflanzen und in neue Regionen ausbreiten, In Frankreich stellt man heute bei mehr als der Hälfte aller Schädlingsarten sowohl ein zahlenmäßiges Wachsum als auch eine geografische Ausbreitung gegenüber den 1970er Jahren fest. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Klimawandel und Schädlingsbefall konnte bisher jedoch nur bei einzelnen Arten nachgewiesen werden. So hat sich der Pinien-Prozessionsspinner seit den 1990er Jahren aufgrund des leichten Temperaturanstiegs weiter nach Norden und in höhere Lagen verbreitet und das Kiefernsterben durch den Erreger Diplodia pinea hat sich aufgrund der häufiger werdenden Dürreperioden verschlimmert.    

Veränderung des Stickstoff-Kreislaufs

Schließlich kann der Klimawandel auch den Stickstoffkreislauf im Wald durch Veränderungen des Bodens beeinflussen. Aktuell wirken sich diese zwar noch nicht so drastisch aus, da sich die Mineralisierung des Bodens durch organischen Stickstoff und die Entnahme von Stickstoff durch die Pflanzen im Gleichgewicht befinden. Bei einer weiteren Entwässerung der Böden ist jedoch nicht auszuschließen, dass dieser Kreislauf aus dem Gleichgewicht gerät.

Die Zukunft der französischen Wälder

So ungewiss die Auswirkungen des Klimawandels auf die französischen Wälder in Art und Ausmaß sind, so geht man doch von den folgenden generellen Tendenzen aus:
  • Rückgang der großen Laubwälder außerhalb der Bergregionen
  • Rückgang der Nadelwälder und Verschiebung des Gleichgewichts in den Bergen
  • Ausbreitung des Lebensraums der Steineiche
  • Ausbreitung der See-Kiefer und Rückgang der Waldkiefer   

Vor dem Hintergrund des Klimwandels ist das Überleben des Waldes vor allem davon abhängig, wie schnell sich die einzelnen Baumwarten an die neuen Bedingungen durch Merkmale wie z.B. Blattoberfläche, Größe der Samen oder Baumdichte anpassen können. Diese Weiterentwicklung ist wiederum von verschiedenen Faktoren wie Samenflug oder der genetischen Varialibiltät abhängig. Und hier kann der Mensch durchaus positiv einwirken. Voraussetzung ist jedoch, dass wir die Renegerationprozesse des Waldes noch besser verstehen lernen und die genetischen Zusammenhänge und Merkmale der verschiedenen Arten genauer erforschen.

Flaumeichen in Südfrankreich; Bild: France écotours

Quellen:
www.developpement-durable.gouv.fr/
Bericht der ONERC: Observatoire national sur les effets climatiques: www.onerc.gouv.fr
www.agroforesterie.fr

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