Mit Sonntagsbraten gegen den Welthunger
„Der Sonntagsbraten damals, das war was ganz Feines“ sagt Großmutter immer. Und wie Recht sie damit hat! Denn nicht nur geschmacklich, sondern auch ökologisch ist der seltenere, bewusste Fleischgenuss perfekt: Schon seit Längerem setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass in Industrieländern zu viel Fleisch gegessen wird. Mit erschreckenden Folgen: Weil für 1000 Kalorien in Fleisch viel mehr Boden und Wasser verbraucht wird, als für die gleichen Kalorien aus Gemüse, wird weltweit das Ackerland knapp - Hungersnöte sind die grausame Folge.
Um dieser Entwicklung etwas entgegen zu setzen, haben Karl von Koerber und Hubert Hohler ein „Rezeptbuch für das nachhaltige Genießen“ geschrieben. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit leckerer Kochkunst überzeugen sie die Leser, doch öfter einmal fleischlos zu kochen. Die Autoren schlagen vor, am besten möglichst viel fair einzukaufen. Die Debatte um regionale Produkte sehen sie hingegen gespalten: Äpfel aus Argentinien zu importieren, sei häufig energiesparender als sie hier in Deutschland über Monate hinweg zu lagern.
Das Buch ist der Versuch, das Bewusstsein dafür zu fördern, was wir uns tagtäglich auf den Tisch stellen. Immer noch werden Unmengen an eigentlich verzehrbaren Lebensmitteln weggeworfen, bloß weil sie nicht mehr völlig makellos sind – etwa die fleckig gewordene Banane (die sich dann übrigens perfekt für Bananenmilch oder Bananenkuchen eignet!). Auch der Arterhaltung wird das Buch gerecht: In vielen Rezepten finden sich fast schon vergessene Zutaten wie Chinakohl, Rote Beete oder Chicorée.
Das Vorwort stammt von Karl-Ludwig Schweisfurth - der 81-jährige Unternehmer und frühere Besitzer des Fleischvertriebs "Herta" ist Gründer der Hermannsdorfer Landwerkstätten, die als Vorreiter auf dem Gebiet der ökologischen Lebensmittelerzeugung gelten. Er ist der Überzeugung: "Wir sind mit der intensiven Tierhaltung und automatisierten Verarbeitung von Tieren vom rechten Weg abgekommen." Und: "Die Tiere der Reichen fressen das Brot der Armen". Also reingeschaut und nachgekocht, stürzen wir uns aufs Gemüse!
Oliver Bernasconi
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