Donnerstag, 21. August 2014

Der Braunbär in den Pyrenäen


Der Braunbär in den Pyrenäen

Braunbär im Parc animalier des Pyrénées; Foto: Jean-noël Lafargue
Der Braunbär oder Ursus arctos war schon vor mehr als 600.000 Jahren in Europa heimisch. Heute zählt er in vielen Ländern jedoch zu den stark bedrohten Arten* und ist in Frankreich nur noch in den Pyrenäen anzutreffen. Und selbst dort liegt die letzte Sichtung eines heimischen Bären schon einige Jahre zurück. Im Laufe des 20. Jahrhunderts schrumpfte die Zahl der Pyrenäenbären von 150 Anfang des Jahrhunderts auf gerade einmal 7 Exemplare im Jahr 1990. Um diesen Schwund aufzuhalten, rief die französische Regierung Anfang der 80er Jahre einen Plan zum Schutz des Braunbären ins Leben und erklärte ihn zur bedrohten Art. Dank einer Wiederbevölkerungsmaßnahme im Jahr 1996 durch eine slowenische Bärenart, die dem heimischen Pyrenäenbär genetisch sehr ähnlich ist, leben heute wieder 25 Bären in den Pyrenäen. Diese Zahl liegt jedoch immer noch weit unter der, die von Wissenschaftlern als tragfähig angesehen wird. Um langfristig ein eigenständiges Überleben zu sichern, bräuchte es mindestens 50 Tiere.

Im Gegensatz zu seinem nordamerikanischen Vetter, dem Grizzli, lebt der Braunbär ausschließlich in Wäldern. Denn nur eine dichtbewachsene Umgebung bietet den Tieren den thermischen Schutz und das Sicherheitsgefühl, das sie brauchen, um sich erholen zu können. Deshalb kann der Braunbär nur dort überleben, wo große Waldflächen vorhanden sind. Je nach Jahreszeit hält er sich bevorzugt in Höhenlagen zwischen 1300 und 1800 Metern mit einer Steigung von 30-40° auf, wobei die Ausrichtung des Hangs keine Rolle spielt.

Lebensraum der Braunbären in den Zentralpyrenäen. Foto: Equipe Ours, ONCFS

Die rund 25 heute in den Pyrenäen lebenden Braunbären verteilen sich auf vier französische Departements (Pyrénées Atlantiques, Hautes-Pyrénées, Haute-Garonne und Ariège), drei spanische Provinzen (Navarre, Aragon, Catalogne) und eine Gesamtfläche von 4.300 km².
Sie sind auf zwei geographische Gebiete verteilt, die durch den Höhenzug des Pic du Midi de Bigorre, Néouvielle und Pic Long und mindestens 50 Kilometer voneinander getrennt sind.

  • In den westlichen Pyrenäen leben zwei männliche Bären, einer davon slowenischer und der andere gemischter Abstammung. Cannellito ist der Sohn der letzten heimischen Bärin, Canelle, die 2004 getötet wurde.
  • In den zentralen und östlichen Pyrenäen, auf beiden Seiten der französisch-spanischen Grenze, leben 23 Tiere: 13 Bärinnen, von den mindestens sechs im fortpflanzungsfähigen Alter sind, fünf männliche Tiere und weitere vier unbekannten Geschlechts.
Die 2004 verstorbene Braunbärin Cannelle. Foto: jj Camarra, ONCFS
Braunbär Cannellito 2013. Foto:Equipe Ours, ONCFS

Wodurch ist der Braunbär bedroht?


Nahrungsangebot: Insgesamt scheint das Nahrungsgebot in den Pyrenäen eigentlich kein Problem darzustellen. In einigen Gebieten ist die Lage jedoch nicht so gut. In der Region Haut Béarn wurde etwa der Bestand der Esskastanien (Castanea sativa) durch den Menschen derart dezimiert, dass sie dem Braunbären nicht mehr als ausreichende Nahrungsquelle zur Verfügung stehen.

Waldbrände: Durch bestimmte Weidepraktiken wie dem Verbrennen von alten Fruchtbeständen kommt es immer wieder zu unkontrollierten Waldbränden und damit zum Verschwinden von Schutzzonen (Buxus sempervirens) und Nahrung (Vaccinium myrtillus, Quercus sp.).

Rodung: Durch die Rodung von Gebirgswäldern verliert der Braunbär zunehmend an natürlichen Lebensraum.

Störungen durch den Menschen: Bestimmte Aktivitäten des Menschen wie laute Waldarbeiten oder Sport- und Freizeitaktivitäten in der Natur können erhebliche Belästigungen für die Bären darstellen und negative physische Auswirkungen auf sie haben. Straßen, die durch die Lebensräume der Bären führen und deren Verkehr nicht reglementiert ist, stellen eine zusätzliche Belastung dar.   

Illegale Tötung: Im 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Bären in den Pyrenäen illegal gejagt, was erheblich zum massiven Artenschwund beitrug. Oft wurden die Tiere von Hirten getötet, die in ihnen eine Bedrohung für ihre Herden sahen. Heute versucht man, dem illegalen Töten der Bären durch strenge Artenschutzgesetze und Weideschutzmaßnahmen Einhalt zu gebieten. Ähnlich wie im Falle des Wolfs im Mercantour-Massiv, möchte man so erreichen, dass Bären, Hirten und Weidetiere friedlich nebeneinander her leben können. 

Warum ist der Braunbär schützenswert?


Der Braunbär gehört zum natürlichen Erbe der Pyrenäen, das es zu erhalten und schützen gilt. Die natürliche Umwelt der Region sichert nicht nur das Überleben der Bären sondern auch vieler anderer Arten, die in der Region heimisch sind. Zudem ist der Bär auch Teil des Kulturerbes der Pyrenäen. So findet er sich nicht nur in zahlreichen Landschaftsbezeichnungen wie dem Pas de l’Ours oder der Coumeille de l’Ours verewigt, sondern auch in der lokalen Literatur, Erzählungen, Legenden und Festen. Und schließlich tragen die Bären und ihr Schutz  auch zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in der Region bei, Zahlreiche staatliche Angestellte, Entwicklungshelfer, Viehzüchter und Freiwillige** jeder Art arbeiten hier an einem gemeinsamen Ziel: dem Schutz der Bären und der Stärkung seiner Population in den Pyrenäen.


Quelle: ONCFS – mit besonderer Unterstützung der "Equipe Ours de Saint Gaudens“

* Der Braunbär gehört nicht zu den weltweit bedrohten Tierarten. In mehreren europäischen Ländern wie Österreich, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland ist er jedoch akut vom Aussterben bedroht.
 

**Wollt Ihr Euch ebenfalls für den Schutz des Braunbären engagieren? Dann könnt Ihr dem Braunbärennetzwerk ROB beitreten.

Kontakt:
Jean-Jacques Camarra
ONCFS - Réseau Ours Brun – Equipe Ours
64000 Pau, Frankreich 

Tel.: +33 05 59 82 92 21 
Email: jean-jacques.camarra@oncfs.gouv.fr 
oder:
Jérôme Sentilles

ONCFS – Réseau Ours Brun - Equipe Ours
31800 Villeneuve de Rivière - Tel.: +33 05 62 00 81 08

jerome.sentilles@oncfs.gouv.fr 



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