Donnerstag, 18. September 2014

Journées du patrimoine

Journées du patrimoine - ein Wochenende im Zeichen der Kultur 

20. & 21. September 2014

Parc de Fontainebleau © CHÂTEAU DE FONTAINEBLEAU

In Frankreich wird sehr gerne gefeiert. Und Anlässe gibt es reichlich. Dieses Wochenende begeht das Land zum 31. Mal seine "Journées du patrimoine", ein Wochenende, das ganz im Zeichen von Geschichte, Kunst und Kultur steht. Jedes Jahr am 3. Wochenende im September öffnen Museen, Kirchen, Schlösser und andere Sehenswürdigkeiten ihr Türen, um auf das einzigartige Kulturerbe Frankreichs aufmerksam zu machen. Aber auch historische Einrichtungen wie Rathäuser, Gerichte oder Handelskammern, die der Öffentlichkeit gewöhnlich nicht zugänglich sind, bieten Einblicke in Ihre geschichtsträchtigen Räumlichkeiten. Ein Großteil der Besichtigungen sind kostenlos. Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm aus Konzerten, Führungen, Ausstellungen, Lesungen und vielem mehr ist für reichlich Unterhaltung gesorgt. Dieses Jahr ist den Themen Kulturdenkmal und Naturdenkmal gewidmet.

European Heritage Days  

Seit Frankreich 1984 zum ersten Mal einen ganzen Tag seinem Kulturerbe widmete, wurde die Idee nach und nach von immer mehr Ländern in Europa übernommen. 1991 wurden die "European Heritage Days" schließlich in einem Beschluss des Europarats institutionalisiert und finden heute in allen 50 Ländern, die das Europäische Kulturabkommen unterzeichnet haben, mit mehr oder weniger Glamour statt. In Deutschland wurde der "Tag des offenen Denkmals" dieses Jahr zum Beispiel am 14. September unter dem Motto "Farbe" gefeiert. Doch hierzulande wird dem Event kaum Aufmerksamkeit geschenkt. In Frankreich dagegen ist das Fest der Kultur ganz groß - Frankreich eben!  

Journées du patrimoine 2013 - Besuch im französischen Rechnungshof

Quellen:
www.journeesdupatrimoine.culture.fr
www.europeanheritagedays.com
http://pjp-eu.coe.int/en/web/ehd-jep/presentation
http://tag-des-offenen-denkmals.de



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Dienstag, 16. September 2014

Semaine européenne de la Mobilité

European Mobility Week – Semaine européenne de la Mobilité 

16. – 22. September 2014

Bild: Ministère de l'Ecologie, du Développement durable et de l'Energie
Zugegeben, es ist nicht das erste Mal, das wir über französische oder europäische Initiativen berichten, die das Ziel verfolgen, den Verkehr vom Auto auf das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern (siehe Cité Green – Für die Umwelt und die Gesundheit, Fahrradfreundliches Paris). Schließlich handelt es sich dabei um ein wichtiges Thema, das in den letzten Jahren immer mehr ins Blickfeld von Politik und Öffentlichkeit gerückt ist. Trotzdem nimmt die Anzahl der Autos in der EU nach wie vor kontinuierlich zu und die Menschen legen den allergrößten Teil (83 %) ihrer Wege mit dem Auto zurück.

Seit 2002 ruft die Europäische Kommission deshalb jedes Jahr vom 16. bis 22. September die European Mobility Week aus, an der sich europa- und mittlerweile sogar weltweit zahlreiche Städte und Kommunen mit Aktionen rund um die „sanfte Mobilität“ beteiligen. Ziel ist es, einerseits das öffentliche Bewusstsein für alternative Transportmöglichkeiten zu schärfen, und andererseits konkrete Maßnahmen umzusetzen, um diese auch tatsächlich zu gewährleisten – also z.B. das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbessern oder Fahrrad- und Fußwege auszubauen.
  
In Frankreich wird die Semaine européenne de la Mobilité vom Ministerium für Ökologie, nachhaltige Entwicklung und Energie (Ministère de l'Ecologie, du Développement durable et de l'Energie) organisiert und steht unter dem Motto „Bougez Autrement“. In Zusammenarbeit mit vielen französischen Städten, Regionen, Fahrradverbänden und anderen Organisationen wird ein umfangreiches Programm geboten. Los geht’s heute (16. September) mit dem „Tag der Fahrrad-Schule“, an dem verschiedene Städte Ihre Einwohner mit dem Fahrrad im urbanen Umfeld vertraut machen wollen. Der 18. September ist dem Thema Fahrgemeinschaften gewidmet (Tipps dazu findet Ihr auch im Beitrag Anreise nach Frankreich). Das Wochenende steht dann im Zeichen des ÖPNV (20. September) und der „grünen Wege“ (20. und 21. September).

Doch können solche temporären Aktionen wirklich langfristig und nachhaltig etwas bewirken? Die Initiative carfree.fr bezweifelt das und ruft anlässlich des „In Town Without My Car!“-Events, dem Höhepunkt der European Mobility Week am 22. September, die Aktion „En ville sans ma voiture, toute l’année!“ aus. Damit will sie erreichen, dass sich die Entscheidung für eine sanftere Art der Fortbewegung nicht nur auf ein paar Tage im Jahr bezieht, sondern zu einer grundsätzlichen Lebenseinstellung wird.

Quellen:
http://www.mobilityweek.eu/
http://www.developpement-durable.gouv.fr/-La-Semaine-europeenne-de-la,7510-.html
http://journeesansvoitures.wordpress.com/toute-lannee/
http://carfree.fr/
eurostadt

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Donnerstag, 11. September 2014

Frankreich mit Bahn & Rad

Nach Frankreich mit Zug und Rad - ein Spießrutenlauf?



Wir alle wissen, dass die Kombination aus Bahn und Rad die nachhaltigste Art des Reisens ist. Für viele Radreisende ist der Zug das Verkehrsmittel ihrer Wahl, um längere Strecken zurückzulegen. Doch nicht selten scheitert man schon am Bahnsteig, wo es heißt "Damit kommen Sie hier aber nicht rein!" Denn die Mitnahme von Fahrrädern ist in vielen europäischen Zügen leider immer noch nicht die Regel.

In den deutschen ICEs ist es beispielsweise nach wie vor unmöglich, Räder mitzunehmen. Um seinen Drahtesel im Zug zu transportieren, ist man bis auf Weiteres auf ICs, ECs und Regionalbahnen angewiesen. 

Auch wer per Bahn und Rad nach Frankreich reisen möchte, hat es nicht ganz leicht. Und dabei gibt es in unserem Nachbarland doch so schöne Fahrradstrecken! Deshalb möchten wir Euch ein paar Möglichkeiten vorstellen, wie Ihr Euren Radurlaub in Frankreich auch ohne Auto planen könnt.

In welchen Zügen ist eine Fahrradmitnahme möglich?


Innerhalb Deutschlands können Räder in ICs, ECs und Regionalbahnen grundsätzlich mitgenommen werden. Insbesondere in Intercity- und Eurocity-Zügen muss der Fahrradstellplatz jedoch meist in Voraus reserviert werden.

In Frankreich gibt es in den meisten Fernverkehrszügen der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF (Corail Téoz, Corail Lunéa und TGV) Fahrradstellplätze. Außerdem können Räder problemlos in Regionalzügen (TER und Transilien) und überregionalen Zügen (Intercités) transportiert werden. Zusammengeklappte und verpackte Fahrräder (max. 120 × 90 cm) werden als Gepäckstück angesehen und können in allen Zügen kostenlos ohne Reservierung mitgenommen werden. In der Regionalbahn und einigen Intercités sind auch nicht zusammenklappbar Räder gratis und nicht reservierungspflichtig; im TGV und den meisten Intercités kostet die Mitnahme 10 € und muss beim Ticketkauf mitgebucht werden. 

Auch in den international verkehrenden TGVs ist der Fahrradtransport meist möglich, und wer von Frankreich aus weiter nach London möchte, kann sein zusammengeklapptes Rad im Eurostar als Gepäck aufgeben.

Im Folgenden findet Ihr einen Überblick über Möglichkeiten und Bedingungen einer Fahrradmitnahme in den verschiedenen Zügen in Frankreich:

Fahrradmitnahme in französischen Zügen

 

Wie buche ich mein Fahrrad-Ticket?


Auf der Seite der französischen Bahn SNCF (gibt’s auch auf Deutsch) kann man erfahren, welche Verbindungen fahrradtauglich sind und ein entsprechendes Ticket gleich mitbuchen. Dazu klickt Ihr auf Ticket online buchen, gebt den gewünschte Start- und Zielort ein und wählt dann die Option NEU! Reisen Sie mit Ihrem Fahrrad. Es werden dann nur die Verbindungen angezeigt, für die eine Radmitnahme möglich ist, und der Preis wird automatisch inklusive Fahrradstellplatz errechnet.


Eine gute Alternative zu den Seiten der deutschen und französischen Bahn ist die Online-Plattform Capitaine Train. Über die Seite kann man – oft vergünstigte – Tickets der SNCF und der DB buchen (siehe Anreise nach Frankreich). Auch hier bekommt man bei der Auswahl einer Verbindung angezeigt, ob eine Fahrradmitnahme möglich ist, und kann das Fahrradticket dann gleich mitbestellen.


Und wie geht es weiter?


Die gute Nachricht für alle Fahrradfans ist, dass viele europäische Bahngesellschaften – darunter auch die Deutsche Bahn und die SNCF – mittlerweile erkannt haben, dass sie aktuelle viele potentielle Kunden verlieren, die gerne mit ihrem Fahrrad verreisen möchten, und ihr Angebot langsam aber sicher an die Nachfrage anpassen. Für die nächsten Jahre sind folgende Änderungen geplant:
  • Ab 2016 soll es in allen Doppeldecker-TGVs zwei bis drei Stellplätze für nicht zusammenklappbare Fahrräder geben
  • Die Deutsche Bahn plant eine neue Generation von ICEs mit speziellen Abteilen für Fahrräder
  • Thalys arbeitet gerade an einem Angebot für Fahrradfahrer, kämpft aber noch mit logistischen Problemen


Quellen:
www.carfree.fr

www.velo.sncf.com (Infoblatt als PDF)
https://blog.capitainetrain.com/6488-reservation-place-velo-train
http://www.eurostar.com/be-fr/contactez-nous/questions-reponses/bagages/puis-je-voyager-avec-un-velo-sur-eurostar#.VBFxhGNFvjU
http://www.ecf.com/news/sncf-to-carry-bicycles-on-double-decker-tgv-trains/
http://www.ecf.com/news/back-on-track-bike-carriage-on-long-distance-train-services/
http://www.ecf.com/wp-content/uploads/130418_Bike-carriage-on-long-distance-trains_Good-practice_Final-ECF-paper.pdf
Verträglich Reisen Spezial: Rad fährt Bus und Bahn

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Donnerstag, 4. September 2014

Bretonische Biene

Die bretonische Biene - ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das Bienensterben


Foto: Christian Ferrer, Wikimedia Commons
Bienen liefern uns nicht nur den von vielen geliebten Honig, sondern leisten als Bestäuber auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt und zur Weiterverbreitung von Pflanzen aller Art. Doch die nützlichen Insekten sind seit Jahren vom Aussterben bedroht. Einer der Hauptgründe für das weltweite Bienensterben ist die sogenannte Varroa-Milbe, die seit den 1980er Jahren auch in Frankreich für einen enormen Rückgang der Bienenbevölkerung gesorgt hat. Um die Biene vor dem Aussterben zu bewahren, beschlossen einige bretonische Imker, sich zusammenzutun, und eine gemeinsame Aktion zum Schutz der Honigbiene in Frankreich zu starten. Dazu begannen sie, nicht kontaminierte Bienenstöcke aus der Bretagne auf die Insel Ouessant zu importieren und in einer geschützten Umgebung, 18 Kilometer vom europäischen Festland entfernt und damit fern von Parasiten oder schädlichen Pflanzenschutzmitteln, zu züchten. 1989 wurde der Verband Kevredigezh Gwenan Dû Breizh zum Schutz der dunklen bretonischen Biene (Association Conservatoire de l’Abeille Noire Bretonne) ins Leben gerufen. Ziel dieses Bienenkonservatoriums ist es ist, die bretonische Biene vor Hybridisierung und schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen.

Die bretonische Biene

Die bretonische Biene gehört zur Art der dunklen europäischen Biene, deren wissenschaftlicher Name Apis mellifera mellifera lautet. Sie ist ein sanftes und ausgeglichenes Tier mit relativ dunkler Färbung, der sie ihren Namen „abeille noire“ (schwarze Biene) verdankt. Aufgrund ihrer Größe und ihrer Widerstandsfähigkeit ist sie gut gegen harte Winter gerüstet und eignet sich besonders, um große Mengen an Blütenstaub zu transportieren. Außerdem erlauben es ihre langen Haare, auch bei schlechtem Wetter Blütenstaub zu sammeln und diesen bis zu 10 Kilometer weit bis zum Bienenstock zu tragen. 

Das Bienenkonservatorium auf Ouessant

Das Bienenkonservatorium von Ouessant hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fortbestand der bretonischen Biene auf der Insel zu sichern und genügend Tiere zu züchten, um diese reinrassige, nicht kontaminierte Bienenart auch an Imker auf dem bretonischen Festland liefern zu können und die Art so auch außerhalb der Insel wieder anzusiedeln. Im Konservatorium ist ein ausgebildeter Imker das ganze Jahr über mit der Pflege der Bienenstöcke, der Zucht und der Honigernte beschäftigt. Daneben kümmern sich mehrere Dutzend Imker ehrenamtlich um die Bienen.
So ist im Laufe der Jahre die Anzahl an Bienenstöcken auf Ouessant kontinuierlich gewachsen. Heute gibt es auf der Insel 150 Stöcke für die Honigproduktion und 200 Kolonien mit rund 400 Königinnen. Dank dieser Züchtung konnte die dunkle bretonische Biene nach und nach auch auf dem bretonischen Festland, woher sie ursprünglich stammt, wieder eingeführt werden. Insgesamt konnten allein im Jahr 2014 50 Königinnen „exportiert“ werden.
Die dunkle bretonische Biene gilt zwar immer noch als bedrohte Art, aber die Gefährdung ist deutlich zurückgegangen. Im letzten Winter reduzierte sich der Bestand nur um etwa 3 % im Gegensatz zu 30-40 % bei den anderen Bienenarten auf dem Festland. Diese positive Entwicklung ist vor allem auf die große Blumenvielfalt auf der Insel sowie auf den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel zurückzuführen.

Der Honig von Ouessant

Die Herstellung von Honig ist zwar nicht das Hauptanliegen des Bienenkonservatoriums, aber dank der außergewöhnlichen Blumen- und Pflanzenvielfalt auf der Insel wird hier ein Honig von höchster Qualität produziert, der zu den besten der Welt zählt. Jährlich werden auf Ouessant, je nach Wetterbedingungen, zwischen zwei und drei Tonnen Honig geerntet. Die Schwankungen sind in erster Linie witterungsbedingt, denn obwohl die Biene gut gegen Wind und Kälte gerüstet ist, können Stürme oder lange Trockenperioden im Frühling großen Schaden anrichten. Aber auch in guten Jahren können mit den Erlösen aus dem Verkauf von Honig gerade einmal 10 % der Kosten des Konservatoriums abgedeckt werden. Der Rest wird durch Subventionen der Gemeinde von Ouessant, des Departements, der Region und verschiedener Partner finanziert. Seit 2009 ein Abkommen mit der Parfümerie Guerlain, die einen kleinen Teil des Honigs für die Herstellung kosmetischer Produkte abnimmt. Der Rest wird direkt auf der Insel vertrieben.      

Wer vor Ort Honig kaufen will und sich gleichzeitig über die schwarzen Bienen von Ouessant informieren möchte, kann dies von Mitte Juni bis Mitte September am Leuchtturm von Stiff tun. Dort beantwortet ein Mitarbeiter des Verbands gerne alle Fragen rund um das Thema Bienen. Außerdem kann man dort kostenlos eine Ausstellung des Bienenkonservatoriums und eine Ausstellung über die Insel besuchen. Ein zweiter Verkaufspunkt befindet sich im Gemischtwarenladen Le Marché des Iles. Exportiert wird der Honig nicht und auch bestellen kann man ihn nicht. Aus gesundheitlichen Gründen kann das Konservatorium auch keine „Honigtouren“ oder Besichtigungen der Bienenstöcke anbieten.


Foto: Emmanuel Boutet, Wikimedia Commons


Quellen: 
http://bretagne-biodiversite.org/octobre
http://abeillenoireouessant.fr/index.php
http://fr.wikipedia.org/wiki/Apis_mellifera_mellifera
http://de.wikipedia.org/wiki/Honigbienen
http://de.wikipedia.org/wiki/Bienen

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